Es ist mir eine große Freude in diesem Beitrag die hervorragend aufgebaute, sehr gut gepflegte und umfassend recherchierte Website von Peter Scheer und Christine Stevens vorzustellen. Auf dieser Website findest du Original-Forschungsstudien. Dieser Bereich ist sowohl nach Studienpopulationen als auch nach dem festgestellten therapeutischen Nutzen gegliedert und ermöglicht es dir, schnell Studien und Ergebnisse zu finden,

die für dich von Interesse sein könnten. Vollständige Berichte und Zusammenfassungen von begutachteten Forschungsberichten sind über Weblinks verfügbar.  Wo es möglich ist, sind die vollständigen Berichte direkt verlinkt.  In anderen Fällen werden Zusammenfassungen zur Verfügung gestellt, die einen Überblick über die Forschungsarbeit und die Ergebnisse geben.  

Über viele Jahre bin ich mit Peter Scheer in einem engen Kontakt. Wir tauschen uns aus und unterstützen uns. Gerade in meinen Fortbildungen werde ich immer wieder gefragt, wo Studienergebnisse zu finden sind. All jenen, die Konzepte schreiben möchten, um Finanzierungen für ihre Drum Circle Projekte zu erhalten, möchte ich diese Website besonders ans Herz.

An dieser Stelle möchte Peter Scheer und Christine Stevens von ganzem Herzen für diese wertvolle und wichtige Arbeit danken.

Hier ist der Link zur Website: https://www.rhythmresearchresources.net

Peter hat sich sehr gefreut, als ich ihm vorgeschlagen habe, seine Website mehr in Deutschland, Österreich und der Schweiz bekannt zu machen und gab mir seine Zustimmung das folgende Kapitel zu übersetzen. Bedauerlicherweise ist der oder die Urheber:in unbekannt:

An Introduction ​to the Benefits of Drumming

Translation from English: Ricarda Raabe - Übersetzung aus dem Englischen: Ricarda Raabe

Eine Einführung über die Vorteile des Trommelns

"Wo ich herkomme, sagen wir, dass der Rhythmus die Seele des Lebens ist, denn das ganze Universum dreht sich um den Rhythmus, und wenn wir aus dem Rhythmus kommen, geraten wir in Schwierigkeiten."

Babatunde Olatunji

Das Trommeln ist eine ebenso grundlegende menschliche Ausdrucksform wie das Sprechen und entstand wahrscheinlich lange bevor der Mensch überhaupt die Fähigkeit zur Sprache als Kommunikationsmittel entwickelte.  Das erste Geräusch, das wir hörten, als wir noch im Bauch unserer Mutter lebten, war das Schlagen ihres Herzens und der Rhythmus ihres Atems. Unabhängig von unserer kulturellen oder ethnischen Zugehörigkeit (im Original „race“ - problematisch mit der Übersetzung race = Rasse. Im deutschsprachigen Raum hat man sich auf diese Termins verständigt. Anm.d.Ü.) , unserem Geschlecht, unserem Alter, unserer Religion oder unserem Glaubenssystem, diese gemeinsame Erfahrung existiert für alle Menschen. 

Wenn Neueinsteiger:innen zum ersten Mal mit dem Trommeln in Berührung kommen, sagen sie oft "Oh, ich habe keinen Rhythmus", um sich für ihre vermeintliche Unzulänglichkeit zu entschuldigen.

 Die Wahrheit ist:  Wir alle haben Rhythmus!

 Rhythmus ist unser natürliches Erbe. Er existiert in unserem Körper, unserem Herzen, unserem Atem. Er existiert in der Vibration der Atome, den Zyklen der Jahreszeiten, dem Ticken der Uhren, der Umlaufbahn der Erde. Es gibt keinen Teil der Schöpfung, der ohne Rhythmus ist!   Das Trommeln ist eine Praxis, die sich über den ganzen Globus erstreckt und in jeder Kultur zu finden ist. Es wird seit Jahrhunderten für Rituale, Zeremonien, Kommunikation, Übergangsriten, Musik und Tanz, Feiern, Heilung, Gemeinschaftsbildung und kulturelle Veranstaltungen verwendet.

Die Trommeltherapie ist ein uralter Ansatz, der den Rhythmus zur Förderung von Heilung und Selbstausdruck einsetzt. Von den Schamanen in der Mongolei bis zu den Minianka-Heilern in Westafrika werden therapeutische Rhythmustechniken seit Tausenden von Jahren eingesetzt, um körperliche, geistige und spirituelle Gesundheit herzustellen und zu erhalten.

Die aktuelle Forschung bestätigt nun die therapeutische Wirkung der uralten Rhythmustechniken. Jüngste Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass das Trommeln die körperliche Heilung beschleunigt, das Immunsystem stärkt und Gefühle des Wohlbefindens, der Befreiung von emotionalen Traumata und der Wiedereingliederung des Selbst hervorruft.

Andere Studien haben die beruhigende, fokussierende und heilende Wirkung des Trommelns bei Alzheimer-Patient:innen, autistischen Kindern, emotional beeinträchtigten Jugendlichen, Suchtkranken, Traumapatient:innen, Strafgefangene und Obdachlosen nachgewiesen. Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass Trommeln eine wirksame Behandlung von Stress, Müdigkeit, Angst, Bluthochdruck, Asthma, chronischen Schmerzen, Arthritis, psychischen Erkrankungen, Migräne, Krebs, Multipler Sklerose, Parkinson, Schlaganfall, Lähmungen, emotionalen Störungen und einer Vielzahl von körperlichen Behinderungen ist.

Einige Beispiele für die Vorteile des Gruppentrommelns, die in der klinischen Forschung am Menschen nachgewiesen wurden 

Senkung von Blutdruck, Angst und Stress: In einer 2014 im Journal of Cardiovascular Medicine veröffentlichten Studie, nahmen sowohl erfahrene Trommler:innen mittleren Alters als auch eine jüngere Gruppe von Anfänger:innen an einer 40-minütigen Djembe-Trommelsitzung teil. Ihr Blutdruck, ihr Blutlaktat sowie ihr Stress- und Angstniveau wurden vor und nach den Sitzungen gemessen. Außerdem wurde die Herzfrequenz während der Sitzungen in 5-Sekunden-Intervallen überwacht. Bei allen Teilnehmer:innen gingen Stress und Angstzustände zurück. Bei den älteren Teilnehmer:innen sank der systolische Blutdruck nach dem Trommeln.

Regeneriert die Hirnsubstanz: Eine 2014 im Journal of Huntington's Disease veröffentlichte Studie ergab, dass eine zweimonatige Trommelintervention bei Huntington-Patient:innen (die als irreversible, tödlich verlaufende neurodegenerative Erkrankung gilt) zu "Verbesserungen der ausführenden Funktionen und Veränderungen der Mikrostruktur der weißen Substanz, insbesondere im Genu des Corpus Callosum, das die präfrontalen Kortexe beider Hemisphären verbindet", führte. ( Das Corpus callosum besteht aus den Teilen Rostrum (Schnabel), Genu (Knie), Truncus (Stamm) und Splenium (Hinterende) und verläuft auf dem Grund der großen Hirnspalte und bildet das Dach der beiden Seitenventrikel. Anm.d.Ü.)
Die Autoren der Studie kamen zu dem Schluss, dass die Pilotstudie neue vorläufige Beweise dafür liefert, dass Trommeln (oder eine ähnliche gezielte Verhaltensstimulation) zu einer "kognitiven Verbesserung und einer Verbesserung der Mikrostruktur der weißen Substanz des Corpus callosum" führen kann.

Reduziert Schmerzen: Eine 2012 in der Zeitschrift Evolutionary Psychology veröffentlichte Studie ergab, dass die aktive Ausübung von Musik (Singen, Tanzen und Trommeln) die Ausschüttung von Endorphinen auslöste (gemessen an der erhöhten Schmerztoleranz nach der Aktivität), während das bloße Hören von Musik dies nicht tat. Die Forscher:innen stellten die Hypothese auf, dass dies bei Aktivitäten, bei denen getanzt und musiziert wird, zur Gemeinschaftsbindung beitragen könnte.

Verbessert unser Immunsystem. Verringert den Cortisolspiegel und stärkt zwei Arten von Krebs bekämpfenden Zellen:   Eine 2001 in Alternative Therapies and Health Medicine veröffentlichte Studie zeigt, dass Drum Circles das Immunsystem stärken. Die von dem renommierten Krebsexperten Dr. Barry Bittman geleitete Studie zeigt, dass das Trommeln in der Gruppe tatsächlich die Zahl der krebsabtötenden Zellen erhöht, die den Körper bei der Bekämpfung von Krebs und anderen Viren, einschließlich AIDS, unterstützen. Laut Dr. Bittman "stimmt das Gruppentrommeln unsere Biologie, orchestriert unsere Immunität und ermöglicht den Beginn der Heilung“.

Baut emotionalen Stress ab:  Eine eindrucksvolle Studie aus dem Jahr 2001, die in der Zeitschrift Evidence-Based Complementary and Alternative Medicine veröffentlicht wurde, ergab, dass sich bei Kindern aus einkommensschwachen Familien (Übersetzung angepasst - im Original: low-income children, Anm.d.Ü.), die an einer 12-wöchigen Trommelgruppe teilnahmen, mehrere Bereiche des sozial-emotionalen Verhaltens signifikant verbesserten, von Ängstlichkeit bis Aufmerksamkeit, von oppositionellen bis zu posttraumatischen Störungen.

Transzendente Erlebnisse: Eine 2004 in der Fachzeitschrift Multiple Sclerosis veröffentlichte Studie zeigte, dass Trommeln die Teilnehmer:innen in tiefere hypnotische Zustände versetzt, und eine weitere, 2014 in PLoS veröffentlichte Studie ergab, dass Trommeln in Kombination mit schamanistischer Anleitung den Teilnehmer:innen eine verringerte Herzfrequenz und traumähnliche Erfahrungen ermöglicht, die mit transzendentalen Erfahrungen übereinstimmen.

 

Über Peter Scheer:

Peter ist Musiker, Therapeut und Drum-Circle-Moderator. Er begann 1995 für westafrikanische Tänzer zu trommeln und lernte dann die Freuden des Trommelns kennen. Im Jahr 2015 studierte er Health Rhythms bei REMO und begann sich mit der Forschung über die Vorteile des Gruppentrommelns zu beschäftigen. Im Jahr 2018 entwickelte Peter die Website "Rhythm Research and Resources", die von den Global Drum Circle Facilitators gesponsert wurde. Er pflegt sie weiter, um das Bewusstsein für die Vorteile von Trommeln und Percussion als Gruppenangebot zu fördern.
Derzeit bietet Peter Therapie und Drum Circles in einem psychiatrischen Krankenhaus an und ist Teil einer westafrikanischen Tanzgruppe in Pennsylvania.